Im letzten Jahrzehnt hat eine unsystematische individuelle Arbeitszeitverkürzung stattgefunden: Es gibt mehr Teilzeitbeschäftigte und weniger Beschäftigte leisten Überstunden.
Wenn sich die Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten durchsetzen, würden Teilzeitbeschäftigte im Durchschnitt mehr Stunden arbeiten. Vollzeitbeschäftigte wollen hingegen kürzere Arbeitszeiten (Kapitel 16 Sozialbericht 2015-2016). Könnten die unselbständig Beschäftigten ihre Wunscharbeitszeit leben, ergäbe sich bei gleichem Arbeitsvolumen mehr Beschäftigung und damit weniger Arbeitslosigkeit.
Fehlende Verteilungsgerechtigkeit gesteigerter Wertschöpfung. Die Automation und Selbstbedienungsarbeit haben das Ausmaß an Arbeitszeitaufwand reduziert. Die Arbeitszeitkosten der Selbstbedienungsarbeit tragen die Arbeitnehmer selber, die jetzt unbezahlte Leistungen außerhalb der Arbeitszeit zusätzlich und unbezahlt erbringen müssen, welche früher im Rahmen von Arbeitsverhältnissen geleistet und entlohnt wurden. Die immer rasantere Automation schafft erfreulicherweise zwar höhere Produktivität je Arbeitskraft doch bei niedrigem Wachstum schafft das nicht höhere Einkommen sondern vor allem Langzeitarbeitslosigkeit und Working Poor.
Programm wäre doch, dass weniger notwendige Arbeitszeit ein Fortschritt sein könnte, und nicht notwendig mehr Arbeitslosigkeit bedeuten würde. Wenn die dank technischer Fortschritte reduzierte Arbeitsezeit auch für die Arbeitnehmer reduziert wird und der Produktivitätszuwachs auch den Arbeitnehmern zugute kommt. Dafür braucht es vor allem eine gerechte Verteilung der immer stärker automatisierten Wertschöpfung.
Langzeitbeschäftigungslosigkeit verdreifacht. Denn eine stark wachsende Zahl von Menschen findet gar keinen Arbeitsplatz mehr. Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen hat sich seit 2008 mehr als verdreifacht: 2015 waren fast 110.000 Menschen mehr als ein Jahr auf Arbeitssuche. Gesundheitliche Einschränkungen, geringe formale Bildung und höheres Alter, oft in Kombination,
sind die wesentlichen Risikofaktoren (Kapitel 17 Sozialbericht 2015-2016). Diese Verlierer/innen der Krise haben selbst bei anziehendem Wirtschaftswachstum wenig Chancen auf dauerhafte Beschäftigung.
Arbeitszeitverkürzungsmodelle. Nicht nur deshalb emfiehlt sich eigentlich eine bezahlte Arbeitszeitverkürzung. Die kann generell geleistet werden oder auch lebensphasenorientiert, etwa Arbeitszeitverkürzung in Zeiten der Kindererziehung, bei gesundheitlichen Gefährdungen und Einschränkungen, oder mit zunehmenden Alter. Nicht zuletzt könnten mit Arbeitszeitverkürzung geschlechtsspezifische Unterschiede in der Arbeitszeit durch Verkürzung der Vollarbeitszeit und verlängerte Teilarbeitszeit erreicht werden. Die aktuelle politische Argumentation hingegen, dass Arbeitszeitverkürzung Arbeitsplätze vernichtet ist durch nichts mehr nachvollziehbar.
Schwarzsichtigkeit. Es gibt jedoch wenig Anlass für Optimismus was die rasche Lösung der Verteilungsprobleme betrifft. Wie auch in Kapitel 13 des Sozialberichtes2015-2016 betont wird, ist die Umsetzung von Vorschlägen selten eine Sachfrage sondern immer eine Frage der Macht- und Kräfteverhältnisse.
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- [ #forumROMANum ] Österreichs Soziale Probleme 1: Globalisierung, Technologie und Vermögenskonzentration reduzieren Lohnquote
- [ #forumROMANum ] Österreichs Soziale Probleme 2: Profitable Mieten nur auf Kosten der Armen?
- [ #forumROMANum ] Österreichs Soziale Probleme 3: Oberste Einkommen laufen dank staatlicher Förderung davon
- [ #forumROMANum ] Österreichs Soziale Probleme 4: Beschämend hohe Steuern auf Arbeit, luxuriöse Großzügigkeit gegenüber Vermögen und Einkommen daraus
- [ #forumROMANum ] Österreichs Soziale Probleme 5: Altersarmut ( nicht nur bei Frauen) als Programm
- [Google Search] ⇒ Österreichs Soziale Probleme 6: Anarchische Arbeitszeitverkürzung zu Lasten der Arbeitnehmer
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- 13.2.17 [Letzte Aktualisierung, online seit 13.2.17]
Ein schneller Blick auf den Inhalt des SOZIALBERICHTes 2015–2016 vor dem Download:
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 5
Ressortaktivitäten 15
1. Arbeitsmarktpolitik 17
2. Arbeitsrecht und Arbeitnehmer/innenschutz 41
3. Die gesetzliche Sozialversicherung 49
4. Konsumentenpolitik 77
5. Pflegevorsorge 91
6. Behindertenpolitik 103
7. Sozialentschädigung 115
8. Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS) 119
9. EU-Sozialpolitik und Internationales 127
10. Allgemeine Sozialpolitik 137
Sozialpolitische Analysen 151
11. Sozialausgaben in Österreich 153
12. Lebensbedingungen, Armut und Einkommen in Österreich 179
13. Entwicklung und Verteilung der Einkommen 227
14. Zur Mitte in Österreich 269
15. Monetäre Einkommensumverteilung durch den Staat 2010 und 2015 293
16. Verteilung der Arbeitszeit 321
17. Verteilung der sozialen Krisenfolgen: Verschiebungen seit 2008 345
18. Arbeit 4.0 – Auswirkungen technologischer Veränderungen auf die Arbeitswelt 379
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