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Donnerstag, 23. Juli 2015

[ #arbeitsplätze ] Wirtschaftspolitik: Besorgniserregende Arbeitgeberdemografie in Vorarlberg

In Vorarlberg wurden im Jahre 2012 662 Unternehmen mit insgesamt 2470 (davon 1801 Unselbständige) Beschäftigten gegründet. In der gleichen Zeit wurden jedoch 750 Unternehmen mit einem Verlust von 2836 Arbeitsplätzen geschlossen. Die Arbeitsplatzverluste betreffen das Rheintal, während in den Regionen Bludenz und Bregenzerwald die Verluste mit den Arbeitsplätzen aus den Neugründungen die Waage hielten.

Bei der Statistik zur Arbeitgeberdemografie werden jene Unternehmen identifiziert, die bereits zum Zeitpunkt der Gründung mindestens einen unselbstständig Beschäftigten hatten und auch jene, die erst im Laufe der Zeit zu Arbeitgebern wurden.

Vorarlberg kein Gründerzentrum. Im Jahr 2012 wurden laut Statistik Austria 18.423 neue Arbeitgeberunternehmen in Österreich gegründet. Gemessen an der Anzahl der 236.272 insgesamt am Markt tätigen Arbeitgeberunternehmen entspricht dies einer Neugründungsrate von 7,8%. Gegenüber dem Vorjahr (2011: 7,7%) stieg die Gründungsintensität bei Arbeitgeberunternehmen somit um 0,1 Prozentpunkte an.

Die Neugründungsrate lag mit  6,1% in Vorarlberg am niedrigsten und sank im Gegensatz zum Bundestrend um 0,4 Prozentpunkte. Besorgniserregend ist, dass die Arbeitgebergründungsrate seit 2004 immer unter dem österreichischen Durchschnitt lag. In den Jahren 2010, 2011 und 2012 gingen durch Schließung von Arbeitgeberbetrieben zudem immer deutlich mehr Arbeitsplätze verloren als durch Neugründungen geschaffen wurden.

Pro neugegründetem Arbeitgeberunternehmen wurden in Österreich im Durchschnitt 3,7 Arbeitsplätze geschaffen, in Vorarlberg ebenfalls 3,7. Rund 4.500 (24,6%) der neuen Arbeitgeberunternehmen wurden 2012 in der Bundeshauptstadt gegründet. Gefolgt wurde Wien von Niederösterreich (16,2%), Oberösterreich (13,5%) und der Steiermark (12,9%). Diese vier Bundesländer machten fast 70% der Arbeitgebergründungen aus.


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Donnerstag, 6. November 2014

[ #berufsausbildung ] Arme Vorarlberger Lehrlinge: Für jeden 5. nur Hilfsarbeiterzukunft?

Die Vorarlberger Lehrlingsausbildung gehört zu den schlechtesten Österreichs. 

Zugegeben es gibt ein paar starke Musterbetriebe die bei Lehrlingswettbewerben immer Preisträger stellen. Aber das ist eine Minderheit und die haben es auch leicht: Sie suchen sich immer die besten Schulabgänger aus und die anderen Lehrbetriebe können schauen woher sie geeignete Bewerber bekommen.

Prüfungsstatistik. Es sind keine 10 Prozent der in Vorarlberg ausgebildeten Lehrlinge, die einen ausgezeichneten Prüfungerfolg schaffen. Immerhin 20 Prozent schaffen einen guten Erfolg und weitere 50 Prozent bestehen die Prüfung.

Für durchschnittlich 20 Prozent der Vorarlberger Lehrlinge kommt jedes Jahr das bittere Erwachen. Nach drei oder mehr Lehrjahren, die ja bekanntlich keine Herrenjahre sind,  steht fest, sie sind nach der Lehre nichts als Hilfsarbeiter, sie sind bei der Lehrabschlussprüfung durchgefallen. Bald 50 Jahre lang hält dieser Trend ungebrochen an,  ohne dass Politik und Wirtschaft gegensteuern,  und nur in ganz seltenen Jahren lag der Prüfungserfolg über dem österreichischen Durchschnitt und nie an der Spitze. In der Regel verspricht die österreichische Lehrlingsstatistik, dass Vorarlbergs Lehrlinge die schlechtesten Karten haben.

Wenn im Durchschnitt jedes Jahr 20 Prozent der Lehrlinge bei der Prüfung durchfallen, dann sind das alle fünf Jahre ein ganzer Lehrlingsjahrgang. Bildhaft gesprochen: alle fünf Jahre bilden Vorarlbergs Lehrbetriebe nur Hilfsarbeiter zu Lehrlingslöhnen aus. Und so kommt es auch, dass Vorarlberg den höchsten Anteil an Hilfsarbeitern in ganz Österreich hat. In der österreichischen Bildungsstatistik wird ausgewiesen, dass im Bezirk Dornbirn 30 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung keine andere abgeschlossene Ausbildung hat als nur die Pflichtschule, also Volks- und Hauptschule.



Dumme Lehrlinge? Respektlos argumentieren die Verfechter dieses schlechten Lehrlingsausbildungssystems, dass die Lehrlinge zu dumm seien, dass man keine geeigneten Lehrlinge fände, dass die Schulen nicht das "Material" lieferten, das sie bräuchten. Wenn dem so wäre, dann würden viele Vorarlberger Lehrlinge bei der theoretischen Prüfung durchfallen. Fakt ist aber, dass bei der Lehrabschlussprüfung 56 Prüflinge bei beiden Teilen, 67 beim theoretischen Teil aber 454 Prüflinge beim praktischen Teil durchgefallen sind. Der praktische Teil hat aber nur bedingt mit der vorherigen Schulausbildung zu tun sondern ist ausschließlich der Lehrlingsausbildung geschuldet. Im übrigen müsste das "Lehrlingsmaterial" in Vorarlberg schon allein dadurch qualifizierter sein, dass ein großer Teil der jungen Menschen hier in die Lehre gehen, während sie in anderen Bundesländern eine höhere Schule besuchen. Der Maturantenanteil ist in Vorarlberg nämlich auch am geringsten.


Mädchenfeindlich. In Vorarlberg werden die Burschen von einer guten Schulausbildung in höheren und mittleren Schulen ferngehalten und in die Lehre gedrängt. Zwei Drittel eines Bubenjahrganges werden in Lehrstellen versorgt, anderswo sind das nur etwa 50 Prozent, meist sogar weniger. Dadurch werden viele Berufe nur mit männlichen Stellenbewerbern besetzt, Mädchen überlässt man die schlechtbezahlten Jobs im Handel  oder als Friseurin. Sie können nur ganz selten in einem "Männerberuf" Fuß fassen.

So sind die drei wichtigsten Berufe der männlichen Lehrlinge Metalltechniker, Elektrotechniker, Fahrzeugtechniker. Die drei wichtigsten der Mädchen sind Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin. Keine Frage, damit werden die gravierenden Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen in Vorarlberg auf Jahre einzementiert. Viele Mächen flüchten sich deshalb in die Schulbildung, leider ist diese im mittleren Bildungsbreich in Vorarlberg auch stark hauswirtschafts-, care- und büroorientiert, schlecht bezahlte Zukunft.

Rechtsanwaltsmeisterin. Zu allem Überfluss hat man auch neue Berufe ohne Zukunftschancen für beinahe ausschließlich weibliche Lehrlinge erfunden: Verwaltungs-, Rechtsanwalts, und Finanzassistenzen. Eigentlich ein Skandal und höchst ausbeutungsverdächtig. Denn die klassische Lehrlingsausbildung eröffnet nach dem Lehrabschluss den Weg zu einer Meisterprüfung. Dass eine Rechtsanwaltskanzleiassistentin eine "Rechtsanwaltsmeisterin" werden könnte, ist unmöglich. Sie sind damit schlechter gestellt als jeder Einzelhandelslehrling.

In der ganzen Landtagswahlauseinandersetzung habe ich niemanden vernommen, der sich dafür eingesetzt hätte, dass unserer Jugend in Beruf und am Arbeitsplatz endlich mit Respekt und der Fürsorge begegnet wird, die man auch als Eltern seinen erwachsen werdenden Kindern entgegenbringt. Ein Lehrlingsball mit Konsumzwang und Konsumfang, das ist zu wenig.

Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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