Donnerstag, 16. Mai 2019

[ #genossenschaft ] Partizipativer Wohnbau: Kooperative Sanierung


Ein Forschungsprojekt "Kooperative Sanierung" hatte zum Ziel, einerseits die Zugänge von Wohnbaugenossenschaften und andererseits die Bedürfnisse von BewohnerInnen bei Sanierungsprozessen in Geschosswohnbauten zu erforschen, effiziente Modelle der Bewohnerpartizipation zu entwickeln, exemplarische Moderations- und Beteiligungsprozesse für Sanierungsprojekte durchzuführen und die Projektergebnisse in Form einer Broschüre aufzubereiten.

Bewohnerbeteiligung. Es hat sich gezeigt, dass Wohnbaugenossenschaften und Hausverwaltungen für Ansätze und Modelle der Beteiligung von BewohnerInnen bei der Durchführung von Sanierungsprozessen durchaus aufgeschlossen sind. Die BewohnerInnen werden als "KundInnen" wahrgenommen und auch dementsprechend betreut. Bei vielen Gemeinsamkeiten, die es gibt, agiert aber doch jede Hausverwaltung im Umgang mit ihren BewohnerInnen mit einem unternehmenstypischen Stil.

WGG + WEG. Die Genossenschaften müssen sich dabei im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen bewegen - so definieren das Wohnungseigentumsgesetz (WEG) und das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) gewisse Vorgehensweisen, die eingehalten werden müssen, z.B. Informationspflichten, das Abhalten von Informationsveranstaltungen in regelmäßigen Abständen, die Durchführung von Umfragen und Abstimmungen unter den BewohnerInnen oder die Einhaltung von Fristen.

Andererseits sind die Genossenschaften selbst an Möglichkeiten, die BewohnerInnen ihrer betreuten Wohnobjekte bei Sanierungsprozessen einzubeziehen, sehr interessiert und entwickeln teilweise auch schon eigene Ansätze und Verfahren dafür, die die bisher gängigen Methoden wie Hausversammlungen oder Abstimmungen ergänzen - so z.B. die Bildung von Kleingruppen mit interessierten BewohnerInnen im Vorfeld von Sanierungsprozessen zur Entwicklung von Wünschen und Vorschlägen oder Begehungen von Wohnanlagen im Vorfeld von Sanierungen, um die Wünsche und auch die Befürchtungen der BewohnerInnen persönlich kennen zu lernen, die Organisation von Exkursionen zu schon sanierten Objekten oder die Möglichkeit, bei Sanierungsprozessen in Teilbereichen unter (vorgegebenen) Alternativen wählen zu können.

Ökologische Sanierungen. Unter nachhaltiger oder ökologischer Sanierung wird von den Wohnbauträgern in erster Linie "thermische Sanierung" bzw. "Wärmedämmung" verstanden. Damit in Zusammenhang wird noch der Tausch von Fenstern oder die Umstellung auf einen zentralen und umweltfreundlicheren Energieträger beim Heizungssystem gesehen. Darüber hinaus gehende Aspekte wie z.B. der Einsatz von ökologischen Baustoffen spielen nur in Einzelfällen eine Rolle.

Kommunikationsstile. Die zuständigen HausverwalterInnen sind ExpertInnen in ihrem Beruf und haben ihren eigenen Stil der Kommunikation mit und Beteiligung von BewohnerInnen entwickelt. Darüber hinaus ist es aber durchaus sinnvoll, ihnen neue Möglichkeiten der Partizipation zur Verfügung zu stellen (wie z.B. Moderationen, Begehungen, Exkursionen, Checklisten für BewohnerInnen, Fokusgruppen), die je nach Situation und den Rahmenbedingungen ausgewählt und eingesetzt werden können.

Das im Rahmen des vorliegenden Projekts entwickelte "flexible Partizipationsmodell" soll diesen Prozess unterstützen. Dieses Modell richtet sich in erster Linie an PraktikerInnen. Ausgehend von den bestehenden Ansprüchen und Stilen der Sanierungsverantwortlichen sowie den Erwartungen der Bewohnerschaft kann mit Hilfe dieses Modells aus vorhandenen Elementen ein individuell auf das jeweilige Projekt abgestimmter Beteiligungsprozess erstellt werden.


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