Donnerstag, 3. August 2017

[ #umwelt ] Sozialpolitik ist Umweltschutz: Vögel als urbane Armutsindikatoren

Vögel nur als Kunstwerk? (Bild: Ulmer Spatz, Wikimedia)
Sozialpolitik ist immer auch Umweltschutz, denn die Artenvielfalt in urbanen Landschaften korreliert direkt mit dem Einkommen der Bevölkerung. 

So überraschend ist das Ergebnis dieser Studie nicht, wie es die Autoren darstellen: Die ungleichmäßige Verteilung urbaner Biodiversität spiegelt die sozio-ökonomischen Gegebenheiten in der Stadt Leipzig wider. So ist die Vogelartenvielfalt in sozial schwächeren Gebieten oft geringer als in Gebieten mit überdurchschnittlich hohem Einkommen der Bevölkerung.

Mehrheit wohnt artenarm. 
Diese Einsicht gewannen Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) durch eine Untersuchung zur Brutvogelverteilung in Leipzig. Zwei Drittel der Leipziger leben nach dieser Studie in Gebieten, in denen die Vielfalt an Brutvögeln in der Nachbarschaft unter dem Leipziger Durchschnitt liegt. Dies ähnle der Situation in anderen bereits untersuchten Städten. Nordamerikanische Wissenschaftler hatten vor wenigen Jahren festgestellt, dass Stadtviertel mit höherem sozialen Status häufig auch durch eine höhere Artenvielfalt gekennzeichnet sind als Viertel mit niedrigerem.

Publikation. Wie die Wissenschaftler im Fachblatt "Ecology and Society" schreiben, existiert die größte Vielfalt an Vogelarten häufig in den Stadtgebieten, deren Einwohner gleichzeitig ein höheres Durchschnittseinkommen beziehen.

Ungleichheit an Natur und Gesundheit. Für ihre Studie hatten die Forscher nämlich die Anzahl der Vogelarten mit Daten zur Landnutzung, Einwohnerdichte, Haushaltsgröße, Durchschnittsalter, Wohnungsleerstand und Durchschnittseinkommen der Bevölkerung verglichen. Die Habitate der Wohlhabenderen sind durch große Anteile von qualitativ hochwertigen Grünflächen charakterisiert. Aus diesem Grund sollten Stadtplaner in eher benachteiligten Stadtteilen mehr Anstrengungen zur Verbesserung der Grünflächen in Qualität und Quantität unternehmen. Dadurch kann zu einer Erhöhung der Biodiversität beigetragen werden und damit allen Stadtbewohnern gleichermaßen Naturerlebnisse ermöglichen. Eine Reihe von Studien weist zudem darauf hin, dass ein positiver Zusammenhang zwischen artenreichem städtischen Grün und der Gesundheit der Bewohner besteht.

Betucht. Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler die Anzahl der Brutvogelarten in einem Radius von 500 Metern rund um Wohnstandorte. Wie viele Vogelarten Leipzigerinnen und Leipziger tatsächlich an ihrem Wohnort wahrnehmen können, hängt vor allem vom Wohngebiet ab: Je nach Stadtviertel leben im betrachteten Radius lediglich 12 und steigern sich in den betuchten Viertel auf 73 Arten.


[ #forumROMANum ]

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