Dieses Antikriegslied entstand noch vor dem deutsch-französischen Krieg 1870/71.
Es wurde verboten, jedoch in der deutschen und österreichischen Armee bis 1918 gesungen. Es erlangte in Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie während des deutsch-französischen Krieges erhebliche Popularität.
1871 wurden ein Buchdruckereibesitzer und ein Schriftsetzer aus Zwickau des Hochverrats angeklagt und später freigesprochen, weil sie dieses Lied in 800 bis 900 Exemplaren hatten verbreiten wollen. Noch 1896 trug es einem aufmüpfigen Sänger ein Jahr Festungshaft ein.
Text: vermutlich Max Kegel, vor 1870
Musik: " Denkst du daran, mein tapferer Lagienka "
Ich bin Soldat, doch bin ich es nicht gerne,
als ich es ward, hat man mich nicht gefragt.
Man riss mich fort, hinein in die Kaserne
gefangen ward ich, wie ein Wild gejagt
ja, von der Heimat, von des Liebchens Herzen
musst´ ich hinweg und von der Freunde Kreis.
Denk ich daran, fühl´ ich der Wehmut Schmerzen
fühl´ in der Brust des Zornes Glut so heiß.
Ich bin Soldat, doch nur mit Widerstreben
ich lieb' ihn nicht, den blauen Königsrock
ich lieb' es nicht, das blut'ge Waffenleben
mich zu verteid'gen wär' genug ein Stock.
O sagt mir an, wozu braucht ihr Soldaten?
Ein jedes Volk liebt Ruh' und Frieden nur
allein aus Herrschsucht und dem Volk zum Schaden
lasst ihr zertreten, ach, die gold'ne Flur!
Ich bin Soldat, muss Tag und Nacht marschieren
statt an der Arbeit, muss ich Posten steh'n
statt in der Freiheit, muss ich salutieren
und muss den Hochmut frecher Burschen seh'n.
Und geht's ins Feld, so muss ich Brüder morden
von denen keiner mir zuleid was tat
dafür als Krüppel trag' ich Band und Orden
und hungernd ruf ich dann: Ich war Soldat!
Ihr Brüder all', ob Deutsche, ob Franzosen
ob Ungarn, Dänen, ob vom Niederland
ob grün, ob rot, ob blau, ob weiß die Hosen
gebt euch statt Blei zum Gruß die Bruderhand!
Auf, lasst zur Heimat uns zurück marschieren
von den Tyrannen unser Volk befrei'n
denn nur Tyrannen müssen Kriege führen
Soldat der Freiheit will ich gerne sein
Alternative letzte Strophe aus dem 1. Weltkrieg:
Drum Brüder all, ob Deutsche, ob Franzosen,
Ob Russe oder ob von Engeland,
Ob schwarz, ob weiß, ob grün, ob gelb die Hosen,
Tretet zusammen und reichet euch die Hand!
Und nach der Heimat laßt uns hinmarschieren
Und unser Volk von dem Tyrann befrein,
Denn nur Tyrannen können Kriege führen,
Soldat der Freiheit möchte ich wohl sein!
Ich bin Soldat und bin es mit Vergnügen
Text: Carl Hirsch, nach 1870
Musik: auf die Melodie " Denkst du daran mein tapferer Lagienka "
in Max Kegel : Sozialdemokratisches Liederbuch von 1896, Seite 63
Ich bin Soldat und bin es mit Vergnügen
als man mich nahm, hat man mich erst gefragt
"Wirst du´s auch gern?" ich sprach: " Ich müsste lügen,
wenn dies Geschäft nicht stets mir zugesagt"
Was gibt es schön´res denn, wie Exerzieren
Patrouillen, Posten, Ordonnanzen sein
Und auf Befehl bald Stehen, bald marschieren
O welches Glück, welch Glück, Soldat zu sein!
Ich bin Soldat, was kann es Schön´res geben
in Lust und Kurzweil mir die Stunden fliehn
Mein Sold ist reichlich für ein flottes Leben
Kasernen sind mir Ferienkolonien
Und geht´s ins Feld, ein Dasein voller Reize
harrt meiner dann im schönen Frankenland
sind Krüppel wir, so werden Eisenkreuze
als Siegespreis dem Helden zuerkannt
Drum hol der Teufel alle Zivilisten
es lebe nur der edle Kriegerstand
Nur Militär, ob Juden oder Christen
sei´n hochgeehrt im Deutschen Vaterland
Auf, laßt zur Heimat uns zurückmarschieren
laßt von der Freiheit unser Volk befrei´n
Laßt uns alljährlich neue Kriege führen
Ich bin Soldat und will es gerne sein.
Und hier noch ein Beispiel einer österreichischen Gruppe:
1. Die Schiffsleut' vortragen den ganzen wahrhaftigen Grund 4:02 Bauernaufstand 1626
2. Mei Haus steht auf sechs oder siebm Spreizen 2:12 alte Bauernklage
3. Mag i koa Baur neama bleibm1:07
4. Das Spinnradl 3:18 Arbeitshaus Bozen, 1860
5. Der Habernsack 3:04 aus der Steiermark
6. Das Rodenecker Offertorium 1:37 antireligiöses Lied aus Tirol
7. Die Kindstauf 2:30 aus Tirol
8. Es wollt' ein Bauer früh aufsteh'n 3:17 Österreich und Deutschland
9. Ur-Wiener Ausdrücke 4:15 Wien, 19. Jahrhundert
10. Der Deserteur 3:49 Österreich und Deutschland
11. Ich bin Soldat, doch bin ich es nicht gerne 1:38 1. Weltkrieg, von österreichischen Soldaten
12. Das Blutgericht 2:25 schlesischer Weberaufstand 1844
13. Der Staat ist in Gefahr 1:37 Kampf ums Koalitionsrecht. 1860er
14. Georg Weissel 2:48 Februarkämpfe 1934
15. Neues Fohnsdorfer Bergmannslied 3:05 Kampf gegen die Schließeung der Grube Fohnsdorf, 1970er
16. Na Juris (Zum Sturm) 1:40 Slowenisches Partisanenlied, 2. Weltkrieg
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- Ich bin Soldat, doch bin ich es nicht gerne
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- 13.7.19 [Letzte Aktualisierung, online seit 21.8.12]
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