Mittwoch, 29. Juli 2015

[ #Armutsbericht #Vorarlberg ] Altersarmut made in Vorarlberg: Vorarlberger haben niedrigste Pensionen Österreichs

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In Vorarlberg leben ~ 85.000 PensionistInnen. 

Ungleichgewicht. Das sind um 15.000 mehr als vor zehn Jahren. Rund 74.000 sind in der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeitnehmer, 11.000 bei den Selbständigen versichert. Sie erfahren keine Gleichbehandlung. Die Pensionsbezieher aus dem Stand der Arbeitnehmer in Vorarlberg haben die niedrigsten Pensionen, die der Selbständigen in Vorarlberg die höchsten Österreichs.

Aber was schert das die Politik?

Der Sachverhalt ist seit vielen Jahren so und auch bekannt, ohne dass sich irgendeine Partei, eine Gewerkschaft, eine Institution oder auch nur ein Pensionistenvertreter der Sache annimmt. Mein Freund Bernhard Amann hat schon 2010 darauf hingewiesen (Wussten Sie, dass Vorarlbergs Senioren die kleinsten Pensionen bekommen?). Aber die Diskussion läuft immer um dasselbe. Man müsse das Pensionsalter der Frauen oder gar insgesamt erhöhen, die Menschen werden zu alt oder die Pensionen seien in Zukunft "nicht sicher" oder eben "gesichert". Daneben spricht man höchstens noch von ein paar Prozetpunkten plus oder minus.

Niemand in Vorarlbergs Politiklandschaft geht diesem Skandal auf den Grund. Warum? Weil man es nicht wissen will und vor allem weil die Altersarmut weiblich und in Vorarlberg durch die Politik selbstgemacht ist. Die Verantworlichen reden lieber über ihren Tagesblabla und die Medien berichten eben über diesen. So ist es für alle Seiten am bequemsten.

Die Durchschnittspension von Herrn und Frau Vorarlberger die als Arbeitnehmer ihre Pension angespart haben beträgt in Vorarlberg 1.219 €. Schon der Tiroler Pensionist - er hat die zweitschlechteste Pension - erhält im Jahr 1000 Euro mehr, der aus Niederösterreich monatlich mehr als 200 € mehr, das ergibt im Jahr über 3000 Euro mehr. Diese Zahlen gelten wohlgemerkt einschließlich allfälliger Ausgleichszulagen und Kinderzuschüssen.

Vorarlberger Arbeitnehmer altersarm. Und dann der Blick auf die Pensionsversicherung der Unselbständigen. Sie bekommen Österreichs höchste Pensionen von durchschnittlich 1458 €, im Jahretwa 3000 € mehr als die Arbeitnehmer Vorarlbergs. Der Unterschied zu den nächsthöchsten Pensionen, die sind in Wien, ist gerade mal ein Euro, also in etwa gleich.

Schauen wir uns nun aber die Differenz zwischen Arbeitnehmer- und Unternehmer-Pensionen an:

Bundesland
Arbeitnehmer-Pension(A)
Unternehmer-Pension(U)
Plus für U

Wien
1.424 €
1.457 €
+  33€
Vorarlberg
1.219 €
1.458 €
+ 239€

Differenz zu Vorarlberg
-205 €
+ 1 €
+ 206 €

Müder Politiktross. Weitere Informationen erhält man in Vorarlberg dazu nicht. Wer sich interessiert, der möge die Zahlen im Handbuch 2015 der österreichischen Sozialversicherung nachlesen (S. 87). Im Übrigen gilt das weiter was ich schon vor einem Jahr in einem Blogbeitrag "Arme Vorarlberger Arbeitnehmer-Pensionisten" geschrieben habe. Es lohnt sich dort weiter zu lesen.

Freilich hat der seinerzeitige Blogbeitrag den Verantwortlichen nicht gefallen und sie haben ihn einfach ignoriert. Die für diesen Missstand Verantwortlichen haben nämlich keine kleine Pension sondern Pensionsprivilegien, die weit über das hinaus gehen was man hier schon eine gute Pension nennen könnte. Der sichtlich müde Vorarlberger Politiktross produziert damit Politikverdruss.

Dass unsere Alten nicht mehr betteln gehen. Ferdinand Freiligrath, ein großen liberalen Freigeist der bürgerlichen Revolution von 1848, forderte in einem Gedicht, das die seinerzeitige Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie freudig in ihr Kulturgut aufnahm, dass "unsere Alten nicht mehr betteln gehen":
"Was wir ersehnen von der Zukunft Fernen,
Dass uns Arbeit und Brot gerüstet stehen,
Dass unsere Kinder in der Schule lernen
Und unsere Alten nicht mehr betteln gehen." 
Aber das ist wohl wieder eine andere Geschichte - leider eben Geschichte.

[ #forumROMANum ] ⇒

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