Dienstag, 11. April 2017

[ #commons ] Ein Geschenk für die Welt: Der 19. August als internationaler Commons-Feiertag?

Seit am 19. August 1839 in der Pariser Akademie der Wissenschaften durch den französischen Astronomen, Physiker und Politiker Dominique François Jean Arago bekannt gegeben wurde, dass Frankreich das Patent für die Daguerreotypie der Welt schenkt, dürfte dieser Tag eigentlich als Welttag für Open-Source oder Commons gefeiert werden.

Die französische Akademie der Wissenschaften präsentierte am 19.August 1839 offiziell die Erfindung der Fotografie; sie verkündete, dass es Niépce und Daguerre gelungen sei, dauerhafte Bilder mithilfe der Camera obscura aufzuzeichnen.  Der Franzose Daguerre wird als Erfinder der Fotografie gefeiert. Die Ergebnisse seiner Arbeit bezeichnet man als Daguerreotypien (Silberplatten-Technik). Die Fotografie als erstes Open-Source-Projekt?

Ludwig Pfau. Von dort berichtet uns ein Dokument des 1848er Revolutionärs Ludwig Pfau, den wir wegen seines Badischen Wiegenliedes in Erinnerung haben. Er war - wenige Tage vor seinem achtzehnten Geburtstag Augenzeuge des öffentlichen Aktes der Französischen Akademie:
"... Die Oeffentlichkeit der Sitzung hatte ich etwas allzu wörtlich verstanden, denn obwohl die Feierlichkeit erst in zwei Stunden beginnen sollte, waren nicht nur alle Plätze längst von Begünstigten besetzt, sogar Umgebung, Hof und Vorplatz des Instituts waren mit einer dichten Menschenmenge bedeckt. Eine Aufregung herrschte als ob es sich wenigstens um eine gewonnene Schlacht handelte. Ein Sieg - ein größerer als jene blutigen - war allerdings erfochten worden, ein Sieg des wissenden Geistes. Und gerade diese allgemeine Feier einer solchen Eroberung hatte etwas Berauschendes. Die Menge war wie eine elektrische Batterie die einen Funkenstrom aussendet. Jeder hatte eine Freude an der Freude des Anderen. Im Reiche des unendlichen Fortschritts war wieder eine Grenze gefallen, und die Menschheit fühlte sich im Lande ihrer Heimat. ..."

Dominique François Jean Arago. Der Tag gehört Dominique François Jean Arago. Auf Aragos Empfehlung hin wurde Daguerres Verfahren von der Regierung aufgekauft und als spektakuläres Geschenk der Grand Nation an die ganze Welt "verteilt". Auf seinen Antrag erhielt Daguerre als Gegenleistung eine lebenslange Rente von 6000 Franc, der Erbe von Nièpce, Isidor Nièpce eine solche von 4000 Franc.

Im postrevolutionären Frankreich hat der Linkspolitiker einen beispiellosen Akt gesetzt: Der technische Fortschritt wurde zur öffentlichen Sache, zu einem Anliegen der gesamten Menschheit - und nicht individueller Gewinnmaximierung -  gemacht.

Der französische Physiker, Mathematiker, Astronom und Politiker war ein leidenschaftlicher Naturwissenschafter und politischer Vordenker seiner Zeit. Seine Forschungen zum Phänomen der Lichtwellenverbreitung im Raum haben den Grundstein für die heutige moderne Kommunikation gelegt. Seine Entdeckungen: 1811 Entdeckung der chromatischen Polarisation an Glimmerplättchen, 1820 Entdeckung der Magnetisierung von Eisen durch einen stromdurchflossenen Leiter, 1822 Messung der Schallgeschwindigkeit in Luft und 1824 Entdeckung des Rotationsmagnetismus.

Der von der Französischen Akademie damit ausgelöste Technologieschub könnte eigentlich heute Vorbild für die europäischen Regierungen sein, die ja an Wachstumsproblemen ihrer Volkswirtschaften noch immer rezeptlos herumkauen. 

Aber das ist wieder eine andere Geschichte. 

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