Freitag, 14. November 2014

[ #schule ] Arme Vorarlberger Schulkinder: Das gestohlene Schuljahr

Das Vorarlberger Schulystem ist österreichweit das Schulsystem, welches am meisten Chancen der Kinder verhindert und Kinder und Eltern am häufigsten unglücklich macht.

Ghetto statt Förderung. Eine solche längst überholte Vorstellung ist, dass man "nicht schulreife" Kinder in die Vorschule steckt. Vorarlberg tut dies österreichweit am allerhäufigsten. Mit argen Nachteilen für die Kinder. Aus der Praxis weiß man, dass diese Vorschulen eher ein verlängerter Kindergarten denn eine Förderschule sind. Das Konzept verstößt auch gegen die UN-Kinderrechts- und Behindertenrechtskonvention und ist schlicht dumm.

Zugegeben Kinder können unterschiedlich entwickelt sein, aber eine Entwicklung von Kindern verläuft nie gradlinig. Es ist zu Beginn des Schuljahres bestenfalls eine augenblickliche Bewertung. Wissenschaftlich ist sie allemal nicht. Wenn man die vermeintlich noch weniger entwickelten Kinder absondert, sie in ein Ghetto verbannt, dann werden sie nicht gefördert sondern in ihrer Entwicklung mit Vorsatz behindert.

Apartheid statt Inklusion. Im Schuljahr 2012/13 wurden von 4790 Erstklässlern 734 in die Vorschule geschickt. Also jedes 6. Kind wird ausgesondert weil es nach Eischätzung der Volksschule Förderung bräuchte, das sind 15 Prozent! Die Vorarlberger Schulstatistik schreibt verharmlosend von einem "Anteil von 4,3 % an der Gesamtschülerzahl". Das sind Äpfel mit Zwetschken verglichen. Man vergleiche auch: In Vorarlberg sind inklusive Sonderschulen 778 Kinder in der Vorschulstufe, in Burgenland nur 42, in Kärnten 278 und in der ungleich größeren Steiermark, die bald dreimal mehr Volksschüler hat müssen nur 213 Kinder die Vorschulstufe besuchen. Nicht selten spielt auch der Zufall eine Rolle: Ab zehn Schülern, die als „nicht schulreif“ gelten, kann ein Direktor in Vorarlberg eine eigene Vorschulklasse eröffnen. Sind es weniger, dann soll auch schon mal nach fehlenden nicht schulreifen Kindern gefahndet werden. Erfahrungsgemäß gibt es auch eine mit den Regeln der Statistik nicht erklärbare Häufung von Vorschulkindern in Migrantenkreisen. Offenbar ist in Vorarlberg Schulreife eine Frage der Herkunft.

Den Kindern werden nicht nur ihre Kindergartenfreunde geraubt, ihnen wird ein ganzes Schuljahr, ein ganzes Lebensjahr geraubt. Weil sie die Pflichtschule nach acht Jahren verlassen können, fehlt ihnen das letzte Schuljahr. Besuchen sie trotzdem freiwillig das letzte Schuljahr, dann fehlt ihnen ein ganzes Arbeits- oder Ausbildungsjahr. Statt die Kinder in die Vorschulklasse sollten Land und Gemeinden zusätzliche Hilfslehrer in den ersten beiden Schuljahren einsetzen.

Eigentlich ein Skandal. Doch hat irgendjemand in diesem Landtagswahlkampf das Problem auch nur artikuliert?

Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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